Alexej von Jawlensky (1864–1941 )
Nach einer kurzen Militärlaufbahn studierte er ab 1889 an der Petersburger Kunstakademie unter anderem bei Ilja Repin, bevor er 1896 nach München zog. Dort besuchte er die Malschule von Anton Ažbe, wo er Wassily Kandinsky und Marianne von Werefkin kennenlernte. In der bayerischen Kunstmetropole schloss er sich zunächst der Neuen Künstlervereinigung München an und wirkte bald im Kreis des legendären „Blauen Reiter“ mit. Seine farbintensiven, expressiven Porträts und Landschaften trugen maßgeblich zur Entwicklung der Avantgarde in Deutschland bei.
Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs verließ Jawlensky Deutschland und ging 1914 in die Schweiz. In St. Prex begann er die berühmte Serie der „Variationen“ – tagebuchartige Landschaftsmotive, die er in immer neuen Farbharmonien und Kompositionen variierte. Diese Arbeitsweise führte ihn schrittweise von der gegenständlichen Darstellung hin zur Abstraktion. Nach weiteren Stationen in Zürich und Ascona zog er 1921 nach Wiesbaden, wo er bis zu seinem Tod am 15. März 1941 lebte.
In Wiesbaden entstanden seine bedeutendsten Werkgruppen: die „Abstrakten Köpfe“ oder „Heilandsgesichter“, streng frontal komponierte, ikonengleiche Porträts, die eine tiefe spirituelle Dimension ausstrahlen. Später folgten die kontemplativen „Meditationen“, in denen er Farbe und Form zu konzentrierten Bildzeichen verdichtete. Zusammen mit Kandinsky, Paul Klee und Lyonel Feininger bildete Jawlensky 1924 die Künstlergemeinschaft „Die Blaue Vier“, die vor allem durch die Vermittlung der deutsch-amerikanischen Galeristin Galka Scheyer internationale Beachtung fand, insbesondere in den USA.
Trotz einer schweren Erkrankung an rheumatoider Arthritis, die seine Malweise stark einschränkte, arbeitete Jawlensky bis in die späten 1930er Jahre an seinen „Meditationen“. Heute befinden sich seine Werke in bedeutenden Museen weltweit, darunter das Museum Wiesbaden, das Lenbachhaus München, das Centre Pompidou in Paris, das MoMA in New York und das Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid. Jawlenskys Kunst verbindet die Farbintensität des Fauvismus mit der Formstrenge der Ikonenmalerei und gilt als einzigartiger Beitrag zur europäischen Moderne.