Georges Rouault (1871–1958 )
Zu den verkauften WerkenMit nur 14 Jahren begann Rouault eine Ausbildung als Glasmaler und Restaurator mittelalterlicher Kirchenfenster, was seine spätere Bildsprache entscheidend prägte – besonders die kräftigen schwarzen Umrisslinien und die leuchtenden Farbflächen erinnern später oft an Glasmalerei. Parallel nahm er Abendkurse an der École des Arts Décoratifs, ab 1891 studierte er an der École des Beaux-Arts. Dort wurde er Schüler und enger Gefährte des Symbolisten Gustave Moreau, gemeinsam mit Mitschülern wie Henri Matisse und Albert Marquet.
Nach Moreaus Tod 1898 durchlebte Rouault eine tiefgreifende persönliche und künstlerische Krise. Er entwickelte eine eigene, emotionale Malweise, beeinflusst von Van Gogh, Cézanne und Gauguin, die erste expressionistische Züge trug. Um 1903 gehörte er zu den Mitbegründern des Salon d'Automne in Paris, wo er im Umfeld der Fauves ausstellte – ohne sich jedoch dieser Gruppierung vollständig anzuschliessen.
Rouault war zutiefst katholisch und hatte eine starke moralische Sensibilität. Seine Motive – darunter Prostituierte, clowneske Figuren, grausame Richter sowie religiöse Szenen – spiegeln soziale Kritik und spirituelle Suche. Diese Motivwahl und sein Stil – intensives Kolorit, dunkle Konturen, spirituelle Untertöne – machten ihn zu einem einzigartigen Künstler, der sich jenseits von Moden bewegte.
Ein zentrales Werk ist der Grafikzyklus „Miserere“ (58 Radierungen, entwickelt ab 1917, veröffentlicht 1948), der als Meisterwerk moderner Druckgrafik gilt. Daneben illustrierte Rouault Werke wie Les Réincarnations du Père Ubu und Les Fleurs du mal, und gestaltete Bühnenbilder und Kostüme – etwa für das Ballett The Prodigal Son bei Diaghilev 1929.
Ein weiterer ikonischer Gemäldezyklus ist „The Old King“ (Le Vieux Roi), den Rouault über 20 Jahre von 1916 bis 1936 ausführte. Das Werk gilt als eines seiner bedeutendsten expressionistischen Bilder. Zwischendurch verfolgte ihn ein langer Rechtsstreit mit Vollards Erben um unvollendete Werke – das Urteil 1947 sicherte ihm seine Rechte und prägte sein späteres Schaffen.
Später in seinem Leben erlebte Rouault nochmals eine kreative Hochphase, vor allem in den Jahren nach 1948. Er vollzog eine Reinigung seines Schaffens durch die Verbrennung von etwa 300 Werken, die er nicht mehr als repräsentativ betrachtete. In seinen letzten Jahren verwendete er auffällige Farben – insbesondere Grün und Gelb – und malte mystische Landschaften wie etwa Christian Nocturne.
Rouault starb 1958 in Paris und wurde mit einer Ehrung beigesetzt. Sein Œuvre – geprägt von expressivem Stil, religiöser Tiefe und intensiver Menschlichkeit – findet heute internationale Anerkennung in Museen wie dem Centre Pompidou, der Tate Gallery, dem Carnegie Museum oder dem Musée d’Orsay.