Kurt Schwitters (1887–1948 )
Nach frühen Studien an der Kunstgewerbeschule Hannover sowie an der Kunstakademie in Dresden, prägte Schwitters ab etwa 1918 seinen unverwechselbaren Stil: Collagen aus Alltagsmaterialien – Zeitungsschnipseln, Werbeanzeigen, Fundstücken –, die er Merzbilder nannte. Der Begriff „Merz“ entstand aus dem Wortfragment der „Kommerz- und Privatbank“ und wurde zum Markenzeichen seiner Kunst.
Sein Lebenswerk war der Merzbau – eine begehbare Skulptur, ein labyrinthischer Innenraum aus gefundener Alltagsmaterie. Ab 1923 erweiterte er sein Zuhause in Hannover schrittweise zu diesem fantastischen Kunstraum. Der Merzbau wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, doch eine Rekonstruktion befindet sich heute im Sprengel Museum Hannover.
1937 floh Schwitters vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach Norwegen und begann dort einen neuen Merzbau – der jedoch 1951 verbrannte. Mit dem Kriegsausbruch 1940 gelangte er nach England, zunächst in ein Internierungslager auf der Isle of Man, anschliessend nach London. Er setzte seine Kunst fort, stellte aus und begann schliesslich seine letzte Merz-Installation – das Merz Barn im Lake District, das er vor seinem Tod nicht vollenden konnte.
Schwitters starb 1948 im Lake District, einen Tag nach Erhalt seiner britischen Staatsbürgerschaft. Seine Bedeutung in der Kunstgeschichte wuchs posthum: Die documenta I–III würdigten sein Werk, und seine innovative Collagekunst beeinflusste spätere Strömungen wie Pop Art, Fluxus und Künstler wie Robert Rauschenberg oder Joseph Beuys. Das Sprengel Museum bewahrt seinen Nachlass, darunter über 3.600 Werke. Der Merz Barn wurde als Wandfragment in Newcastle erhalten und später weiter restauriert durch Initiativen wie die Littoral Arts Trust.