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Rodolphe-Théophile Bosshard (1889–1960 )

Rodolphe-Théophile Bosshard gilt als prägende Figur der Schweizer Malerei der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Geboren in Morges am Genfersee und verstorben in Chardonne im Waadtland, arbeitete der waadtländische Maler als Zeichner, Grafiker und vor allem als Maler von Landschaften, Akten und Porträts – Themen, die er vom Expressionismus herkommend zunehmend mit konstruktiven, vom Kubismus inspirierten Kompositionsprinzipien verknüpfte.

Nach seiner Ausbildung an der École des Beaux-Arts in Genf zog er 1910 nach Paris, wo der intensive Austausch mit der Avantgarde (u. a. im Umfeld von Jeanne Bucher, den Salons des Indépendants und des Tuileries) seine Bildsprache nachhaltig prägte. Bereits frühe Werke wie die grossen Akte in Fels- und Baumkulissen machten ihn bekannt; Museen und Sammler begannen, seine Arbeiten zu erwerben. 

1924 kehrte Bosshard in die Schweiz zurück und richtete sich in Riex oberhalb des Lavaux ein. Um ihn scharte sich 1929/30 eine „kleine Akademie“ aus Schülerinnen, Schülern und Bewunderern; zugleich entstanden monumentale, von spirituellen Motiven geprägte Kompositionen – von der Crucifixion bis zum Sokrates. Diese Riex-Jahre gehören zu seinen fruchtbarsten Phasen, in denen neben Berglandschaften und Nus auch zahlreiche Auftrags-Porträts entstanden. 1933 entdeckte Bosshard in Griechenland die „Magie des Lichts“, was seine Palette aufhellte und der Form neue Klarheit gab; 1933 zeigte das Kunstmuseum Winterthur eine frühe Retrospektive. 

Nach 1944 lebte er in Chardonne. In den späten 1940er-Jahren öffnete er sein Œuvre vorsichtig zur Abstraktion: Kristalle, Pflanzenformen, Segel und zerlegte Architekturen kündigen eine konstruktive, jedoch nie völlig ungegenständliche Phase an. Bedeutende Förderer wie die Familie Hentsch in Genf trugen seine Werke in Ausstellungen (u. a. Museum Rath, Genf, 1950). In dieser Zeit begegnete Bosshard seinem berühmten Nachbarn Charlie Chaplin in Corseaux; Chaplin erwarb Arbeiten des Malers und zählt damit zu dessen prominenten Sammlern. 

Bosshards Werk ist durch präzise Raumordnung, starke Plastizität der Figur und eine lyrische, vom Léman-Licht geprägte Farbigkeit gekennzeichnet. Er vereint Schweizer Landschaftsmalerei (Lavaux, Wallis, Alpen) mit Pariser Moderne und mediterraner Licht-Erfahrung. Seine Bilder sind heute in Schweizer Sammlungen und internationalen Institutionen präsent; selbst das New Yorker MoMA verzeichnet ihn in seinen Künstlerbeständen. 

Nach seinem Tod 1960 wurde Bosshard in Ausstellungen regelmässig gewürdigt; eine frühe grosse Rückschau 1986 in der Fondation de l’Hermitage (Lausanne) festigte seinen Rang innerhalb der Schweizer Moderne.

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