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Online Catalogue

Auction 23 June 2012
Provenance

Dr. Rudolf Schmidt, Solothurn
Privatsammlung, Zürich

Literature

Henry Lüdeke: Frank Buchsers amerikanische Sendung 1866–1871, Die Chronik seiner Reisen. Basel 1941, S. 52–53, Abb. S. 38
Gottfried Wälchli: Frank Buchser 1828–1890, Leben und Werk. Zürich/Leipzig 1941.
Kunstmuseum Solothurn: Frank Buchser 1828–1890. Ausstellungskatalog, 9. Juni–16. September 1990. Einsiedeln 1990, S. 179, mit Abb.
William U. Eiland und Laura Mullins: Buchser – a Swiss artist in America, 1866–1871, Ausstellungskatalog, 13. Juli–1. September 1996, Athens 1996, S.65.
André Wiese: Ägypten, Orient und die Schweizer Moderne. Die Sammlung Rudolf Schmidt (1900–1970), Ausstellungskatalog, Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig, 25. März–31. Juli 2011, Basel 2011, Abb. S. 107.

Exhibition

Kunstmuseum Winterthur, Europäische Meister 1790–1910, 12. Juni–24. Juli 1955, Nr. 24
Kunstmuseum Solothurn, Frank Buchser, 1828–1890, 9. Juni–16. September 1990, Nr. 11.5
Georgia Museum of Art, Athens, Frank Buchser, a Swiss artist in America, 1866–1871, 13. Juli–1. September 1996, Nr. 22
Basel, Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig, Ägypten, Orient und die Schweizer Moderne. Die Sammlung Rudolf Schmidt (1900–1970), 25. März–31. Juli 2011

Ursprünglich reiste Buchser 1866 aufgrund einer ihm in Aussicht gestellten Auftragsarbeit für das Parlamentsgebäude in Bern nach Amerika. Obwohl daraus nichts wurde, verbrachte Buchser die nächsten fünf Jahre in diesem vom Sezessionskrieg gezeichneten Land. Nach seiner anfänglichen Begeisterung für den Norden wurde er der Städte New York und Washington – seiner Meinung nach voller Bürokraten und Lobbyisten – jedoch bald überdrüssig. Wie bei seinen früheren Reisen zog es ihn in den Süden, auf der Suche nach der unverdorbenen, naturhaften schwarzen Bevölkerung. So machte er sich im Sommer 1867 auf Richtung Virginia, wo er sich in Woodstock im nördlichen Shenandoah Valley für ein paar Wochen niederliess. Der Süden war zu dieser Zeit jedoch eine unsichere Region, besonders für jemanden wie Buchser, der, zwar abenteuerlustig, aber nur mit Empfehlungsschreiben von Beamten aus dem Norden ausgerüstet war. Sein Ziel war es, die schwarze Bevölkerung von Virginia abzubilden. Das Vorhaben konnte indes nicht verwirklicht werden, da die einheimische Presse den Künstler verunglimpfte und Misstrauen unter den Einwohnern schürte. Er stand im Verdacht, mit Bildern von zerlumpten Schwarzen im ohnehin verhassten Norden Stimmung gegen Virginia machen zu wollen. Daher kamen nur zwei kleinformatige Ölgemälde zustande, eines davon ist Zirkuszelt in Woodstock [1].
Betrachten wir das Bild, so blicken wir von einem erhöhten Standort auf die letzten Häuser und grasbewachsenen Gärten der Ortschaft hinunter. Die meisten sind mit Schindeln versehene Holzhäuser, von Buchser nur sehr fragmentiert dargestellt. Dies war vielleicht seine Aussicht aus dem Zimmer seiner Herberge [2]. Bildmittelpunkt ist das weisse Zelt draussen auf der Wiese, an dessen Dach heftig der Wind zu rütteln scheint. Auch der von grauen und weissen Wolken durchzogene Himmel zeugt von unruhigem Wetter. In der Ferne hebt sich ein tiefblauer Gebirgszug deutlich vom hellen Vordergrund ab. Dass das Zelt sich nicht genau in der Mitte des Bildes befindet, sondern leicht oberhalb, verleiht der Darstellung eine gewisse Dynamik. Menschen strömen einer Öffnung in der Zeltwand entgegen, einige haben sich schon davor versammelt.
Wahrscheinlich beginnt drinnen bald die Vorstellung.

[1] Beim anderen Bild handelt es sich um Strasse in Woodstock, 1867, Öl auf Leinwand, 24 × 33 cm, Stiftung Oskar Reinhart, Winterthur.
[2] Elisabeth Oltramare-Schreiber: Frank Buchser 1828–1890, Ausstellungskatalog, Kunstmuseum Solothurn, 9. Juni–16. September 1990, S. 179.
Online Catalogue Auction 23 June 2012 Lot 345 Frank Buchser 1828–1890

Zirkuszelt in Woodstock, 1867
Öl auf Karton
unten rechts mongrammiert F.B.
24.5 × 34.5 cm

Estimate

CHF 20'000 – 30'000

Sold for

CHF 66'880.00

Provenance

Dr. Rudolf Schmidt, Solothurn
Privatsammlung, Zürich

Literature

Henry Lüdeke: Frank Buchsers amerikanische Sendung 1866–1871, Die Chronik seiner Reisen. Basel 1941, S. 52–53, Abb. S. 38
Gottfried Wälchli: Frank Buchser 1828–1890, Leben und Werk. Zürich/Leipzig 1941.
Kunstmuseum Solothurn: Frank Buchser 1828–1890. Ausstellungskatalog, 9. Juni–16. September 1990. Einsiedeln 1990, S. 179, mit Abb.
William U. Eiland und Laura Mullins: Buchser – a Swiss artist in America, 1866–1871, Ausstellungskatalog, 13. Juli–1. September 1996, Athens 1996, S.65.
André Wiese: Ägypten, Orient und die Schweizer Moderne. Die Sammlung Rudolf Schmidt (1900–1970), Ausstellungskatalog, Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig, 25. März–31. Juli 2011, Basel 2011, Abb. S. 107.

Exhibition

Kunstmuseum Winterthur, Europäische Meister 1790–1910, 12. Juni–24. Juli 1955, Nr. 24
Kunstmuseum Solothurn, Frank Buchser, 1828–1890, 9. Juni–16. September 1990, Nr. 11.5
Georgia Museum of Art, Athens, Frank Buchser, a Swiss artist in America, 1866–1871, 13. Juli–1. September 1996, Nr. 22
Basel, Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig, Ägypten, Orient und die Schweizer Moderne. Die Sammlung Rudolf Schmidt (1900–1970), 25. März–31. Juli 2011

Ursprünglich reiste Buchser 1866 aufgrund einer ihm in Aussicht gestellten Auftragsarbeit für das Parlamentsgebäude in Bern nach Amerika. Obwohl daraus nichts wurde, verbrachte Buchser die nächsten fünf Jahre in diesem vom Sezessionskrieg gezeichneten Land. Nach seiner anfänglichen Begeisterung für den Norden wurde er der Städte New York und Washington – seiner Meinung nach voller Bürokraten und Lobbyisten – jedoch bald überdrüssig. Wie bei seinen früheren Reisen zog es ihn in den Süden, auf der Suche nach der unverdorbenen, naturhaften schwarzen Bevölkerung. So machte er sich im Sommer 1867 auf Richtung Virginia, wo er sich in Woodstock im nördlichen Shenandoah Valley für ein paar Wochen niederliess. Der Süden war zu dieser Zeit jedoch eine unsichere Region, besonders für jemanden wie Buchser, der, zwar abenteuerlustig, aber nur mit Empfehlungsschreiben von Beamten aus dem Norden ausgerüstet war. Sein Ziel war es, die schwarze Bevölkerung von Virginia abzubilden. Das Vorhaben konnte indes nicht verwirklicht werden, da die einheimische Presse den Künstler verunglimpfte und Misstrauen unter den Einwohnern schürte. Er stand im Verdacht, mit Bildern von zerlumpten Schwarzen im ohnehin verhassten Norden Stimmung gegen Virginia machen zu wollen. Daher kamen nur zwei kleinformatige Ölgemälde zustande, eines davon ist Zirkuszelt in Woodstock [1].
Betrachten wir das Bild, so blicken wir von einem erhöhten Standort auf die letzten Häuser und grasbewachsenen Gärten der Ortschaft hinunter. Die meisten sind mit Schindeln versehene Holzhäuser, von Buchser nur sehr fragmentiert dargestellt. Dies war vielleicht seine Aussicht aus dem Zimmer seiner Herberge [2]. Bildmittelpunkt ist das weisse Zelt draussen auf der Wiese, an dessen Dach heftig der Wind zu rütteln scheint. Auch der von grauen und weissen Wolken durchzogene Himmel zeugt von unruhigem Wetter. In der Ferne hebt sich ein tiefblauer Gebirgszug deutlich vom hellen Vordergrund ab. Dass das Zelt sich nicht genau in der Mitte des Bildes befindet, sondern leicht oberhalb, verleiht der Darstellung eine gewisse Dynamik. Menschen strömen einer Öffnung in der Zeltwand entgegen, einige haben sich schon davor versammelt.
Wahrscheinlich beginnt drinnen bald die Vorstellung.

[1] Beim anderen Bild handelt es sich um Strasse in Woodstock, 1867, Öl auf Leinwand, 24 × 33 cm, Stiftung Oskar Reinhart, Winterthur.
[2] Elisabeth Oltramare-Schreiber: Frank Buchser 1828–1890, Ausstellungskatalog, Kunstmuseum Solothurn, 9. Juni–16. September 1990, S. 179.