Menu

Online Catalogue

Auction 23 June 2012
Provenance

Sotheby’s Zürich, Schweizer Kunst, 29. November 2004, Nr. 45

rückseitig Echtheitsbestätigung von Berthe Hodler und dem Notar M. R amseyer, 24. März 1924

Wir danken Herrn Paul Müller, Co-Leiter des Catalogue raisonné der Gemälde von Ferdinand Hodler vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft SIK-ISEA, Zürich, für den Textbeitrag.

Der nicht signierte, aber rückseitig von Berthe Hodler attestierte Kopf eines Kriegers ist eine um 1917 entstandene Studie zum Wandgemälde Murten, das für die Ostwand der Waffenhalle des Schweizerischen Landesmuseums bestimmt war. Die Westwand schmückte seit 1900 das Fresko Rückzug von Marignano, das der Künstler nach Jahren erbitterten Widerstands konservativer Kreise, insbesondere des Direktors des Museums, endlich realisieren konnte. Bereits das Wettbewerbsthema von 1896 sah als Pendant zur Darstellung der Niederlage bei Marignano an der Ostwand die Erinnerung an den bedeutendsten Sieg der Eidgenossen vor: „Der Empfang der Zürcher in Bern anlässlich des Zuges in die Schlacht bei Murten, 1476“. Anstelle dieser Szene wählte Hodler als Bildthema die siegreiche Schlacht selbst, als er wiederum nach langwierigen Anfeindungen und wegen anderer Verpflichtungen 1915 endlich die ersten Entwürfe zu seinem letzten Historienbild schuf. Leider sollte das Fresko nie realisiert werden. Der monumentale Karton blieb bis zum Tode Hodlers unvollendet. Er zeigt in einer unteren Zone den Kampf der Eidgenossen gegen die Burgunder und im oberen Register die flüchtende Kavallerie Karls des Kühnen.
Die Kopfstudie gehört zu einem Eidgenossen, der mit seiner Lanze einen Feind zu Fall bringt, eine Szene, die Hodler in einer separaten Studie festhielt. Der Dynamik des Motivs entspricht die expressive Strichführung, die in der hier vorgestellten Kopfstudie noch gesteigert ist. Der zum Kampfschrei weit geöffnete Mund setzt in dem von Zorn und Entschlossenheit geprägten Kopf einen markanten Akzent. Breite, kräftige Pinselstriche modellieren das kantige Gesicht, das von dem Oval des roten Baretts gerahmt wird. Zweifellos geht dieser Kopf in seiner spontanen Strichführung der Variante im Art Institute von Chicago voran, die als stärker ausgearbeitete, aber auch etwas zahmere Wiederholung die Vorlage für das Ausstellungsplakat der letzten dem Künstler zu seinen Lebzeiten gewidmeten Ausstellung abgab. Entgegen Carl Albert Loosli, der den Kopf unter Nr. 2388 in den Nachtrag seines „Generalkatalogs“ der Werke Hodlers aufnahm und ihn auf 1915 datierte, glauben wir hier eine von Hodlers letzten, um 1917–18 entstandenen Arbeiten zu erkennen. Als Modell diente dem Künstler Félix Vibert (1880–1923), Genfer Polizeikommissär, eine imposante Erscheinung mit braunrotem Bart, von dem Hodler auch ein Bildnis schuf. Dessen Bruder James (1872–1942), Bildhauer und enger Freund des Künstlers, hat Hodler als Rückenfigur im Historienbild ebenfalls dargestellt.
Online Catalogue Auction 23 June 2012 Lot 354 Ferdinand Hodler 1853–1918

Kopf eines Landsknechts
Öl auf Leinwand
rückseitig auf Keilrahmen bezeichnet FH5
49.1 × 42 cm

Estimate

CHF 80'000 – 120'000

Sold for

CHF 97'280.00

Provenance

Sotheby’s Zürich, Schweizer Kunst, 29. November 2004, Nr. 45

rückseitig Echtheitsbestätigung von Berthe Hodler und dem Notar M. R amseyer, 24. März 1924

Wir danken Herrn Paul Müller, Co-Leiter des Catalogue raisonné der Gemälde von Ferdinand Hodler vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft SIK-ISEA, Zürich, für den Textbeitrag.

Der nicht signierte, aber rückseitig von Berthe Hodler attestierte Kopf eines Kriegers ist eine um 1917 entstandene Studie zum Wandgemälde Murten, das für die Ostwand der Waffenhalle des Schweizerischen Landesmuseums bestimmt war. Die Westwand schmückte seit 1900 das Fresko Rückzug von Marignano, das der Künstler nach Jahren erbitterten Widerstands konservativer Kreise, insbesondere des Direktors des Museums, endlich realisieren konnte. Bereits das Wettbewerbsthema von 1896 sah als Pendant zur Darstellung der Niederlage bei Marignano an der Ostwand die Erinnerung an den bedeutendsten Sieg der Eidgenossen vor: „Der Empfang der Zürcher in Bern anlässlich des Zuges in die Schlacht bei Murten, 1476“. Anstelle dieser Szene wählte Hodler als Bildthema die siegreiche Schlacht selbst, als er wiederum nach langwierigen Anfeindungen und wegen anderer Verpflichtungen 1915 endlich die ersten Entwürfe zu seinem letzten Historienbild schuf. Leider sollte das Fresko nie realisiert werden. Der monumentale Karton blieb bis zum Tode Hodlers unvollendet. Er zeigt in einer unteren Zone den Kampf der Eidgenossen gegen die Burgunder und im oberen Register die flüchtende Kavallerie Karls des Kühnen.
Die Kopfstudie gehört zu einem Eidgenossen, der mit seiner Lanze einen Feind zu Fall bringt, eine Szene, die Hodler in einer separaten Studie festhielt. Der Dynamik des Motivs entspricht die expressive Strichführung, die in der hier vorgestellten Kopfstudie noch gesteigert ist. Der zum Kampfschrei weit geöffnete Mund setzt in dem von Zorn und Entschlossenheit geprägten Kopf einen markanten Akzent. Breite, kräftige Pinselstriche modellieren das kantige Gesicht, das von dem Oval des roten Baretts gerahmt wird. Zweifellos geht dieser Kopf in seiner spontanen Strichführung der Variante im Art Institute von Chicago voran, die als stärker ausgearbeitete, aber auch etwas zahmere Wiederholung die Vorlage für das Ausstellungsplakat der letzten dem Künstler zu seinen Lebzeiten gewidmeten Ausstellung abgab. Entgegen Carl Albert Loosli, der den Kopf unter Nr. 2388 in den Nachtrag seines „Generalkatalogs“ der Werke Hodlers aufnahm und ihn auf 1915 datierte, glauben wir hier eine von Hodlers letzten, um 1917–18 entstandenen Arbeiten zu erkennen. Als Modell diente dem Künstler Félix Vibert (1880–1923), Genfer Polizeikommissär, eine imposante Erscheinung mit braunrotem Bart, von dem Hodler auch ein Bildnis schuf. Dessen Bruder James (1872–1942), Bildhauer und enger Freund des Künstlers, hat Hodler als Rückenfigur im Historienbild ebenfalls dargestellt.