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Online Catalogue

Auction 23 June 2012
Provenance

Sammlung Oscar Bernhard, St. M oritz
durch Erbschaft an heutigen Besitzer

Literature

Dieter Schwarz, Paul Müller und Viola Radlach: Giovanni Giacometti 1868–1933. Werkkatalog der Gemälde. Bd. II (OEuvrekatalog Schweizer Künstler), Zürich 1996/1997, Nr. 1925.11, S. 498.

Der Bergeller Giovanni Giacometti gilt als einer der bedeutendsten Maler von Winterlandschaften. Da das Licht des Oberengadins in Giacomettis Werk eine wichtige Rolle spielt, ist es besonders in seinen Winterbildern ein zentrales, ja gar bildkonstruierendes Element. Das intensive, von den schneebedeckten Bergen reflektierte Licht hat er auf mannigfaltige Art in seinen Bildern wiederzugeben versucht. Im hier präsentierten Bild tritt das Sonnenlicht mit breiten, parallel gegen oben hin zulaufenden Farbstreifen in kräftigem Pastellgrün in Erscheinung. Fast scheint es, als würde ein spirituelles Licht die Landschaft erstrahlen lassen. Auch hier macht sich die von Giacometti oft erzeugte Dualität von frostig-kalten Schattentälern und dem wärmenden Sonnenlicht bemerkbar. Findet man zuweilen in seinen Bildern das harte, blendende Winterlicht vor, reduzieren hier die zarten Rosatöne im Bildvorder- und -mittelgrund dessen Schärfe. Jedoch besticht das Bild nicht minder durch seine farbenprächtige Leuchtkraft, die Giacometti mit der Verwendung reiner Blau- und Grüntöne, vermischt mit Weiss, erzeugt. Es ist nicht mehr die Farbe des Gegenstandes selbst, die er hier wiedergibt, sondern seine Erscheinungsfarbe [1]. Seit Monets Strohballen wissen wir, dass Schnee nicht einfach weiss ist, sondern blau, grün, gelb oder rosarot erscheinen kann. In groben, breiten Pinselstrichen hat Giacometti hier die satten Farben dick auf die Leinwand aufgetragen – auf reines Weiss wird dabei gänzlich verzichtet. Der Pinselduktus lässt Spontaneität im Farbauftrag vermuten und vermittelt ein Gefühl der Vergänglichkeit des schnell zu Ende gehenden Wintertages.

[1] Beat Stutzer: Giovanni Giacometti. Farbe im Licht. Zürich 2009, S. 50.
Online Catalogue Auction 23 June 2012 Lot 351 Giovanni Giacometti 1868–1933

Winter landscape near Maloja with view into the Forno valley
oil on canvas
signed bottom left GG, signed and located on the reverse Giovni Giacometti Maloja
38 × 46 cm

Estimate

CHF 400'000 – 600'000

Sold for

CHF 972'800

Provenance

Sammlung Oscar Bernhard, St. M oritz
durch Erbschaft an heutigen Besitzer

Literature

Dieter Schwarz, Paul Müller und Viola Radlach: Giovanni Giacometti 1868–1933. Werkkatalog der Gemälde. Bd. II (OEuvrekatalog Schweizer Künstler), Zürich 1996/1997, Nr. 1925.11, S. 498.

Der Bergeller Giovanni Giacometti gilt als einer der bedeutendsten Maler von Winterlandschaften. Da das Licht des Oberengadins in Giacomettis Werk eine wichtige Rolle spielt, ist es besonders in seinen Winterbildern ein zentrales, ja gar bildkonstruierendes Element. Das intensive, von den schneebedeckten Bergen reflektierte Licht hat er auf mannigfaltige Art in seinen Bildern wiederzugeben versucht. Im hier präsentierten Bild tritt das Sonnenlicht mit breiten, parallel gegen oben hin zulaufenden Farbstreifen in kräftigem Pastellgrün in Erscheinung. Fast scheint es, als würde ein spirituelles Licht die Landschaft erstrahlen lassen. Auch hier macht sich die von Giacometti oft erzeugte Dualität von frostig-kalten Schattentälern und dem wärmenden Sonnenlicht bemerkbar. Findet man zuweilen in seinen Bildern das harte, blendende Winterlicht vor, reduzieren hier die zarten Rosatöne im Bildvorder- und -mittelgrund dessen Schärfe. Jedoch besticht das Bild nicht minder durch seine farbenprächtige Leuchtkraft, die Giacometti mit der Verwendung reiner Blau- und Grüntöne, vermischt mit Weiss, erzeugt. Es ist nicht mehr die Farbe des Gegenstandes selbst, die er hier wiedergibt, sondern seine Erscheinungsfarbe [1]. Seit Monets Strohballen wissen wir, dass Schnee nicht einfach weiss ist, sondern blau, grün, gelb oder rosarot erscheinen kann. In groben, breiten Pinselstrichen hat Giacometti hier die satten Farben dick auf die Leinwand aufgetragen – auf reines Weiss wird dabei gänzlich verzichtet. Der Pinselduktus lässt Spontaneität im Farbauftrag vermuten und vermittelt ein Gefühl der Vergänglichkeit des schnell zu Ende gehenden Wintertages.

[1] Beat Stutzer: Giovanni Giacometti. Farbe im Licht. Zürich 2009, S. 50.