Angelika Kauffmann (1741-1807 )
Früh gefördert: Kindheit und künstlerische Ausbildung
Geboren als Maria Anna Angelica Catharina Kauffmann, wurde sie früh von ihrem Vater, dem Porträt- und Freskenmaler Joseph Johann Kauffmann, in der Malerei unterrichtet. Bereits als Kind galt sie als zeichnerisches Wunderkind. Neben der Malerei zeigte sie auch Talent in Musik, entschied sich aber für die bildende Kunst. Ihr erstes Selbstporträt malte sie bereits 1753 – mit nur zwölf Jahren.
Künstlerische Entwicklung in Italien und England
Angelika Kauffmann reiste in jungen Jahren durch Norditalien, wo sie wichtige Impulse von der Kunst der Renaissance und der Antike erhielt. In Rom porträtierte sie führende Persönlichkeiten ihrer Zeit, darunter Johann Joachim Winckelmann, den Begründer der modernen Kunstwissenschaft. Dieses Porträt machte sie in der intellektuellen Szene schnell bekannt.
Besonders erfolgreich war sie in London, wo sie ab 1766 lebte. Dort wurde sie von der britischen Gesellschaft geschätzt und etablierte sich als Porträtmalerin und historienmalerin. Ihre Werke zeigten nicht nur technische Virtuosität, sondern auch ein tiefes Verständnis für emotionale Ausdruckskraft und allegorische Darstellungen – typische Merkmale des empfindsamen Klassizismus.
Ihre Maltechnik war fein, detailreich und durchdrungen von einer sensiblen Farbgebung. Sie kombinierte klassische Ideale mit einem emotionalen Realismus, der ihre Porträts lebendig und einzigartig machte.
Wegbereiterin für Künstlerinnen
Als eine der wenigen Frauen ihrer Epoche gelang es Kauffmann, sich in der männerdominierten Kunstwelt durchzusetzen. Sie war 1768 gemeinsam mit Mary Moser die einzige Frau unter den 34 Gründungsmitgliedern der Royal Academy of Arts in London – ein historisches Ereignis für die Frauen in der Kunstgeschichte.
Späte Jahre in Rom
Nach dem Tod ihres zweiten Ehemanns, des Malers Antonio Zucchi, zog sich Angelika Kauffmann zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück. In Rom führte sie jedoch weiterhin ein reges geistiges Leben. Ihr Haus auf dem Pincio war ein Treffpunkt für europäische Künstler, Intellektuelle und Adlige. Johann Wolfgang von Goethe, mit dem sie befreundet war, würdigte ihre Kunst und Persönlichkeit mehrfach in seinen Schriften.
Tod und Vermächtnis
Angelika Kauffmann starb 1807 in Rom. Ihre feierliche Beerdigung wurde vom Bildhauer Antonio Canova organisiert – ein Beweis ihrer enormen Wertschätzung. Noch im selben Jahr wurde eine Büste von ihr im römischen Pantheon aufgestellt. Bis heute gilt sie als eine der bedeutendsten Künstlerinnen des Klassizismus und wird regelmäßig in internationalen Ausstellungen gewürdigt.