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Benjamin Vautier (1935-2004 )

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Benjamin Vautier, besser bekannt unter dem Künstlernamen Ben, wurde am 18. Juli 1935 in Neapel geboren und war ein prägender Vertreter der Fluxus-Bewegung sowie einer der bekanntesten Konzeptkünstler Frankreichs. Sein Werk, geprägt von Handschrift, Ironie und Provokation, hinterfragt konsequent den Kunstbegriff und positioniert sich zwischen Dada, Performancekunst und gesellschaftskritischer Intervention. Aufgewachsen in einer multikulturellen Umgebung – er lebte als Kind in Italien, der Türkei, Ägypten, der Schweiz und schließlich in Frankreich – entwickelte Ben früh ein starkes Interesse an Sprache, Identität und kultureller Vielfalt.

In den 1950er-Jahren begann Ben in Nizza mit ersten künstlerischen Arbeiten. 1958 eröffnete er seinen legendären Plattenladen „Magasin“, der schnell zum Treffpunkt der École de Nice wurde und sich bald zu einer Plattform für avantgardistische Aktionen verwandelte. Hier experimentierte er mit ersten „Écritures“, kurzen handgeschriebenen Texten auf schwarzem Hintergrund, die zu seinem Markenzeichen wurden. Sätze wie „Il faut manger. Il faut dormir.“ oder „Tout est art“ machten ihn berühmt – sie stellen banale Aussagen bewusst in den künstlerischen Kontext und hinterfragen dabei die Trennung von Kunst und Alltag.

Ab den 1960er-Jahren schloss sich Ben offiziell der Fluxus-Bewegung an, die internationale Bekanntheit erlangte. Seine Aktionen, Installationen und Performances waren oftmals humorvoll, anarchisch und radikal: Er signierte Objekte, andere Künstler oder sich selbst, stellte sich in Käfige, führte absurde Handlungen auf oder erklärte beiläufige Gesten zu Kunst. Mit diesen Arbeiten kritisierte er die Institution Kunst ebenso wie den Kunstmarkt. Seine zentrale These lautete: „Kunst ist alles, was man als Kunst definiert.“

Ben war nicht nur Performer und Objektkünstler, sondern auch Theoretiker und Sammler. In den 1970er- und 1980er-Jahren engagierte er sich aktiv für die Figuration Libre, eine junge, wilde Künstlerbewegung in Frankreich, und beeinflusste deren Entwicklung maßgeblich. Er war Teilnehmer bedeutender Ausstellungen, darunter die documenta 5 in Kassel, und seine Arbeiten wurden in internationalen Museen wie dem Centre Pompidou in Paris, dem Stedelijk Museum in Amsterdam oder dem MoMA in New York gezeigt.

Bis ins hohe Alter blieb Ben ein streitbarer und produktiver Künstler. Seine handschriftlichen Schriftbilder, interaktiven Objekte und sprachlichen Konzepte hinterlassen ein beeindruckendes Werk, das sich durch Klarheit, Humor und Tiefe auszeichnet. Am 5. Juni 2024 verstarb Ben in Nizza – nur wenige Stunden nach dem Tod seiner langjährigen Partnerin Annie. Sein Leben und Werk stehen exemplarisch für die Kraft der Idee, den Mut zur Verweigerung und die ungebrochene Energie der freien Kunst.