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Chaim Soutine (1893-1943 )

Chaim Soutine wurde 1893 (vermutlich 1894) in Smilavichy bei Minsk im damaligen Russischen Reich geboren und gilt als einer der bedeutendsten expressionistischen Maler des 20. Jahrhunderts. Er war Teil der sogenannten École de Paris, einer Gruppe von Künstlern aus aller Welt, die sich im frühen 20. Jahrhundert in Paris niederließen. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen in einem jüdischen Schtetl, entwickelte Soutine früh ein starkes Interesse an der Malerei, das sich trotz religiöser und sozialer Hürden durchsetzte.

1913 emigrierte er nach Paris, wo er im Künstlerhaus La Ruche lebte und sich in der französischen Avantgarde etablierte. In Paris begegnete er Künstlern wie Marc Chagall und Amedeo Modigliani, die sein Werk beeinflussten und förderten. Soutine fand bald zu einem ganz eigenen Stil: expressiv, farbgewaltig und intensiv. Besonders bekannt ist er für seine Porträts von Dienstpersonal wie Pagen, Köchen oder Hausmädchen – Figuren, die er mit verzerrten Proportionen und dramatischer Farbgebung darstellte. Diese Werke zählen heute zu seinen bedeutendsten Beiträgen zur modernen Porträtmalerei.

Ein weiterer zentraler Bestandteil seines Œuvres sind seine Stillleben und die berühmt-berüchtigten „Fleischgemälde“, in denen er Tierkadaver in rohen, kraftvollen Farben darstellte. Inspiriert von der Malerei Rembrandts und den flämischen Alten Meistern schuf Soutine Gemälde, die gleichzeitig abstoßend und faszinierend wirken. Diese Werke führten in den 1920er-Jahren zu seinem internationalen Durchbruch.

Chaim Soutines Kunst wurde zunächst vor allem in den USA geschätzt, wo der einflussreiche Sammler Albert C. Barnes seine Arbeiten entdeckte und großflächig erwarb. Dies ermöglichte dem bis dahin mittellosen Künstler finanzielle Stabilität und größere kreative Freiheit. Trotz des Erfolgs blieb Soutine ein scheuer und zutiefst sensibler Mensch, der unter chronischen Magenschmerzen litt und sich häufig aus dem öffentlichen Leben zurückzog.

Während der deutschen Besatzung Frankreichs musste sich der jüdische Künstler versteckt halten. 1943 starb Chaim Soutine im Alter von 50 Jahren in Paris an den Folgen einer missglückten Notoperation. Sein Werk, das zwischen Schmerz, Spiritualität und expressiver Gewalt oszilliert, hat die Nachkriegskunst maßgeblich beeinflusst und gilt heute als Brücke zwischen dem klassischen Expressionismus und der abstrakten gestischen Malerei der Moderne.