Menu

Gerhard Richter (*1932 )

Zu den verkauften Werken
Gerhard Richter wurde am 9. Februar 1932 in Dresden geboren und zählt heute zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern weltweit.

Nach einer Lehre als Bühnen- und Werbemaler in Zittau begann er 1951 ein Kunststudium an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, das er 1956 als Meisterschüler abschloss. Die frühe Prägung durch die staatlich kontrollierte Kunst in der DDR und die starke Orientierung an realistischen Darstellungsformen sollten ihn später zu einem der schärfsten Kritiker solcher Stilrichtungen machen. 1961 floh Richter in den Westen und setzte seine Ausbildung an der Kunstakademie Düsseldorf fort, wo er gemeinsam mit Sigmar Polke, Konrad Lueg und Manfred Kuttner den Kapitalistischen Realismus mitbegründete – eine ironische Antwort auf den Sozialistischen Realismus der DDR.

In den 1960er Jahren machte sich Richter einen Namen durch seine fotorealistischen Gemälde, die auf unscharfen Fotografien basieren und häufig persönliche oder historische Motive aufgreifen. Werke wie Ema (Akt auf einer Treppe) oder Betty wurden zu Ikonen seines Schaffens und stehen exemplarisch für seine Auseinandersetzung mit Wahrnehmung, Erinnerung und der Beziehung zwischen Fotografie und Malerei. Gleichzeitig entwickelte er abstrakte Serien, bei denen er mithilfe von Rakeln Farbschichten über die Leinwand zog – eine Technik, die sowohl den Zufall als auch die bewusste Gestaltung in den künstlerischen Prozess integriert. Diese abstrakten Gemälde, insbesondere seine großformatigen Rakelbilder, sind heute zentrale Bestandteile internationaler Sammlungen.

Ein besonders bedeutendes Werk ist der Birkenau-Zyklus (2014), bei dem Richter historische Fotografien aus dem Konzentrationslager Auschwitz durch mehrfache Übermalung in abstrakte Kompositionen verwandelte. Diese Arbeiten stehen exemplarisch für seinen Umgang mit deutscher Geschichte und kollektiver Erinnerung. Auch seine 48 Portraits, eine Serie berühmter Intellektueller, die 1972 auf der Biennale in Venedig gezeigt wurde, unterstreichen Richters Interesse an der Verbindung von Porträtkunst und kulturellem Gedächtnis.

Richters Werke wurden in den renommiertesten Museen der Welt ausgestellt, darunter das Museum of Modern Art in New York, die Tate Modern in London und das Centre Pompidou in Paris. Seine Retrospektive im MoMA im Jahr 2002 war mit 188 Werken eine der umfassendsten, die je einem lebenden Künstler gewidmet wurde. Neben zahlreichen Preisen – darunter der Goldene Löwe der Biennale von Venedig und der Praemium Imperiale – wurde er 2007 auch zum Ehrenbürger der Stadt Köln ernannt, wo er seit den 1980er Jahren lebt und arbeitet. Besonders beachtet wurden auch seine Glasfenster im Kölner Dom (2007) sowie sein Entwurf für die Abtei in Tholey im Saarland (2020), der seine abstrakte Formsprache in sakralen Raum übertrug.

Gerhard Richter war zudem von 1971 bis 1994 Professor für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf und prägte Generationen junger Künstlerinnen und Künstler. Sein Werk bewegt sich bewusst zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, zwischen politischem Kommentar und formaler Strenge. Diese Vielschichtigkeit macht ihn zu einem der einflussreichsten deutschen Maler der Gegenwart und zu einer zentralen Figur der internationalen Kunstgeschichte. Mit seinem Schaffen, das sich immer wieder der Kategorisierung entzieht, hat Gerhard Richter nicht nur die Grenzen der Malerei erweitert, sondern auch neue Wege des Sehens und Erinnerns eröffnet.